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Dienstag, 15. Juli 2008

engler sieht roth




engler sieht roth, das war genial.
und in teilen sehr fäkal, was mir echt schwer fiel beim zuhören,
ich nicht mehr in den 70ern, im nachkriegsdeutschland, sondern 2008.
männerkunst, muss ich denken.
was hat Bushido mit dieter roth zu tun?
nicht viel und doch viel, denke ich beim aufwachen am nächsten morgen.
ein älterer herr im publikum ist begeistert von dieter roth, kannte ihn noch.
sein sohn hört bushido klagt er und überhaupt, total missraten, der bengel.
vielleicht sind bushido und dieter roth doch gar nicht so entfernt voneinander.
vielleicht hört der vater mit dem sohn Bushido und der sohn mit dem vater dieter roth.
und sie wissen umeinander.

Mittwoch, 25. Juni 2008

Einer teilt sein Herz

Einer teilt
sein Herz
und steckt es sich
auf's Autodach:
Fünf Flaggen für Türkei
Eine für Deutschland

Freitag, 20. Juni 2008

Deutschland, 21. Jahrhundert

Ich hatte am Mittwoch, den 18. 06. die Gelegenheit dem Mittagessen in der Grundschule meiner Tochter, Berlin-Prenzlauer Berg, beizuwohnen.
Dabei fiel mir auf, dass von ca. 36 anwesenden Kindern im Essenraum nur 6 Kinder Getränke auf dem Tisch hatten.

Ich fragte die vier Mädchen am Tisch meiner Tochter, ob sie denn nichts tränken, beim Essen.
Die einhellige Antwort:
"Aus diesen ekligen und alten Bechern kann man nicht trinken! Die sind vergammelt und schlecht gespült!
Wenn wir daran denken, nehmen wir unsere eigenen Trinkflaschen mit. Außerdem gibt es manchmal superekliges, süßes Zeug zu trinken."
Sie hätten ihrer Klassenlehrerin das schon lange mal gesagt, aber die meinte, es sei kein Geld für Ersatz da.

Aha.

Die vier Mädchen am Nachbartisch, ebenfalls 4.Klasse, gaben mir die gleiche Antwort und holten mir bereitwillig den "ekligsten" Becher, der sich jetzt als Ansichtsexemplar bei mir befindet: Ein hellgelber Plasikbecher, mit scharfkantigem Rand, der aussieht wie ein Zahnputzbecher, der die 70er Jahre überdauert hat.

Ich war ehrlich schockiert. Drei Erzieherinnen wuselten durch den Raum und sorgten für Ordnung. Dass die Kinder kaum etwas tranken, fiel offensichtlich keiner auf.
Ich pflichtete den Mädchen bei und ermutigte sie, bei ihrer Wahrnehmung zu bleiben.

Ich schlug Ihnen vor, einen Brief an die Schulleitung zu schreiben und um Abhilfe zu bitten. Das fanden sie eine neue und interessante Idee. Ein Mädchen meinte, "Ach, die sagen dann ja nur, Ihr seid ja doch nur dumme Schüler!"
Ich fand es sehr traurig, wie wenig Vertrauen diese jüngsten aller Demokraten in ihre Einflussmöglichkeiten haben und wie die Resignation bereits Einzug gehalten hat.

Ich versprach den Mädchen, das Thema an die GesamtElternVertretung heranzutragen, in der Hoffnung, dass schnell und unbürokratisch Abhilfe geschaffen werden kann.
Draußen stand dann noch eine befreundete Mutter, die auf meinen Bericht hin meinte, sowas müsse doch gemeldet werden!! Dann setzte sie nach, dass es in anderen Schulen im Prenzlauer Berg aber noch viel Schlimmeres gäbe und wir wirklich an einer guten Schule wären.
Worauf hin ich nur bemerken konnte, dass es den Kindern in Afrika sicher ja auch noch schlimmer ginge.

Die Schulleiterin ist über den Becherskandal bereits informiert, denn sie kam gerade in den Essenraum und die Mädchen drängten darauf, dass ich sie gleich anspreche. Ich berichtete ihr von dem Ergebnis meiner nicht repräsentativen Umfrage, bei der 8 von 8 Mädchen die gleiche vernichtende Antwort zu den Bechern gegeben hatten. Sie war im Moment sichtlich überrascht und meinte, sie müsse die Becher erst mal selbst prüfen.

In einer guten Demokratie, wie wir eine sind, wird jetzt wohl erstmal eine Becherprüfungskommission eingesetzt. Das wäre eine der besseren möglichen Varianten.
Ich bin gespannt, wie die Prüfung ausfällt.

Prost!

Freitag, 13. Juni 2008

Kein Sieg der Wissenschaft

Ein ganzes Jahr lang! haben Studierende der Deutschen Sportuniversität Köln in einem Forschungsprojekt die kroatische Fußballmannschaft analysiert und die Daten der deutschen Fußballmannschaft zur Verfügung gestellt...
... also irgendwas muss da mit der Auswertung der Daten falsch gelaufen sein.
Das war kein Sieg der Wissenschaft gestern!

Montag, 26. Mai 2008

Radio Multikulti

... soll bleiben!
Ich versteh zwar manchmal nichts, wenn ich einschalte, weil ich nicht türkisch, kroatisch oder ähnliches verstehe und gerade das ist so schön: es ist wie im eigenen Land auf Urlaub zu sein.
Radio Multikulti bringt Vielfalt in die Berliner Radiolandschaft und auch in mein Leben und hat eine beachtliche Musikauswahl, der ich gerne lausche, in den Sendezeiten, in denen ich was verstehe.
In Kalifornien war ich Hörerin und aktive Unterstützerin von KKUP, 91.5, commercial free, listener sponsored radio.
Das habe ich hier in Berlin zunächst sehr vermisst und beim heimatlos gewordenen Suchen nach Sendern ist mein Ohr, das gerne Musikexperimenten und kultureller Vielfalt lauscht, in den vergangenen 4 Jahren oft bei Multikulti hängen geblieben.
Radio Multikulti gehört zu Berlin.
Vielleicht geht es ja auch mit Listener Sponsoring?!

Mittwoch, 21. Mai 2008

FEUER !!!

Feuer in Berlin.
In Kreuzberg hat es gebrannt, dann die Philharmonie...
Wir hatten die Röteln.
Rechtzeitig zu Pfingsten, dem Kirchenfest, wo es um Feuer geht und gehen soll.
Um genau zu sein: Meine älteste Tochter hatte die Röteln. Und wir alle irgendwie gleich mit. Morgens noch im Gottesdienst hatte der Pfarrer davon gepredigt, von Feuer und brennender Leidenschaft für die Sache und so.
Im Hamburger Bahnhof, wo wir anschließend standesgemäß den Muttertag begingen, klagte meine Tochter dann über alle Syptome, die klassisch sind für Röteln.
Wir fuhren anstatt an den Wannsee nach Hause, kauften Kuchen in der Konditorei, anstatt ihn im Gartenlokal zu verspeisen und warteten der Dinge die da kommen wollten.

Das Feuer war also in unserer Familie gekommen, passend zu Pfingsten.
Wie schön!, fanden wir.
Aber da waren noch unsere Mitmenschen.
Pfingsten ist ja auch irgendwie ein gesellschaftliches Ereignis und wir waren bei einer guten Freundin zum Pfingstkaffee mit herrlichsten Kuchenverheißungen geladen.
Wir hatten zudem zur Entspannung, was ja auch zu Pfingsten gehören kann, die Babysitterin bestellt.
Wir kamen unserer Informationspflicht nach.
Hatten sie Röteln gehabt? Sie konnten sich nicht erinnern.
Mütter wurden auf den Plan gerufen, per Telefon, Eilanruf, zu Pfingsten.
Unsicherheit und ein Anflug von Panik machten sich breit, krochen durch den Telefonhörer.
Die Mütter wussten nicht mehr so genau, waren sich nicht sicher.
Nein, dann lieber nicht.
Wir blieben in Quarantäne. Wir hatten Verständnis. Jedem sein Feuer zu seiner Zeit.
Ausserdem musste die Tochter sich schonen. Sie hatte ja schliesslich die Röteln.
Wir stellten unser Pfingstprogramm um, und richteten uns auf unserem Balkon ein.

Die Babysitterin wollte erst in 10 Tagen wieder für uns arbeiten, sicher ist sicher. Hui, das war eine lange Zeit. Vielleicht waren es ja keine Röteln?!, dann wäre die ganze Quarantäne umsonst?!
Lieber wollte ich doch auch eine Diagnose von der Kinderärztin.
Pfingstferien in Berlin. Unsere etwas progressivere Ärztin im Westteil der Stadt hatte Urlaub. Also rief ich bei unserer "Zweitkinderärztin" in der Nähe an, die sehr tüchtig ist, aber absolute Schulmedizinerin.
Die Sprechstundenhilfe schrie fast vor Entsetzen, als ich in den Hörer sprach: "Verdacht auf Röteln". "Ist sie denn nicht geimpft?!" keifte sie fassungslos bis vorwurfsvoll in den Hörer.
Ich verneinte ruhig, das sei sie nicht. Ich spürte einen Grabenkrieg heraufziehen, den ich schon lange nicht mehr gerne führe. Zu kraftaufwendig.
"Also kommen Sie bloß nicht mit dem Fahrstuhl, laufen Sie durch's Treppenhaus und bleiben Sie vor der Tür stehen!!", tönte es mit einer Stimme durch den Hörer, die mich glauben ließ, wir wären Aussätzige, gesellschaftlich geächtet.
Was ich ihr prompt mitteilte, gepaart mit der Frage, wie lange sie denn gedenke uns im zugigen Treppenhaus warten zu lassen. Sie wurde etwas milder und versicherte, dann kämen wir auch gleich dran.
Ich zog mit meiner Tochter los, und konnte mir nicht helfen, ich fühlte mich bereits aussätzig, sosehr ich mich auch zu erwehren suchte. Meine Tochter sagte nicht viel, aber gerade das war ein Zeichen, dass auch sie unter Stress stand.
Wir mussten fünfmal laut klopfen, ehe wir hektisch an den Tresen gebeten wurden und die Sprechstundenhilfe nicht umhin konnte vor meiner armen Tochter länglich auf mich einzureden, wie unverantwortlich und gefährlich es sei, sein Kind die Röteln bekommen zu lassen, bei den vielen schwangeren Frauen... also sie fände das nicht gut!! und verlangte von meiner Tochter, sie solle die Zunge mal rausstrecken... also wie verantwortungslos und gefährlich!!
Ich blieb trotz allem ruhig, meinte da seien wir sehr unterschiedlicher Meinung, und erwachsene Frauen hätten schliesslich auch eine eigene Verantwortung für ihren Antikörperspiegel und das mit der Diagnose solle sie getrost der Frau Doktor überlassen.
Die war zum Glück sehr routiniert und sachlich, enthielt sich jeder Kommentare und schickte uns für den Rest der Woche nach Hause.
Aber irgendwie war das Kind schon in den Brunnen gefallen und die Schuldzuweisungen begannen an mir zu nagen.
Im Kindergarten meiner zweiten Tochter riss die Erzieherin entsetzt die Augen auf: "Röteln! Wie gefährlich, bei all den schwangeren Muttis in ihrer Einrichtung!"
Sie ging auf Abstand und schaute meine kleine Tochter prüfend an.
Keine Sorge, versuchte ich zu beruhigen, sie hatte die Röteln bereits vor drei Jahren gehabt.
Die Erzieherin holte ebenfalls weit aus, wie unverantwortlich es doch sei, die Kinder nicht impfen zu lassen.
Ich rief mir ins Bewusstsein: Ich wohne im ehemaligen Osten, wo der Staat so vieles abgenommen hatte und Eigenverantwortung eher ein Fremdwort war.
Trotzdem sagte ich noch was von "Titer prüfen lassen als Erwachsene...Impfen im gebährfähigen Alter... für Kinder harmlose Krankheit" und dabei fühlte mich atmosphärisch schon seit Minuten geächtet.
Für den Rest der Woche wurde meine kleine Tochter jeden Morgen prüfend betrachtet und ich mit vorwurfsvollen Blicken bedacht. Die Erzieherin schaute uns an, als wären wir ein böser Dämon.
Das Pfingstfeuer schien sich mehr und mehr in ein Höllenfeuer für uns zu verwandeln, dafür dass wir die Röteln in unser Haus gelassen hatten.
Ich fühlte mich, als wären wir, meine jüngere Tochter und ich, mindestens Überträger der Vogelgrippe. Eine Mutterkollegin fragte bei dem Wort Röteln, ob man sowas heutzutage noch bekäme und ob das nicht wahnsinnig gefährlich sei und man danach nicht unfruchtbar wäre.
Ein Meer aus Angst, Uninformiertheit und Schuldzuweisung überschwemmte uns und drohte die Freude an unserem Pfingstfeuer zum Erlöschen zu bringen.
Schuld, unendliche Schuld schienen wir auf uns geladen zu haben, weil wir Röteln hatten in der Familie, einen Erreger aufgeschnappt hatten, der durch die Luft fliegt.
Wir konnten ihn offenbar gut brauchen zu Pfingsten. Es gab was zu verbrennen.

Sonntag, 18. Mai 2008

VON ERLACH

Wir leben in restaurativen Zeiten hier in Deutschland.
Seit ich 2004 aus Kalifornien wieder nach Deutschland übersiedelt bin, wo ich sogar meinen Bankberater und meine Ärztin mit Vornamen angesprochen habe und sie mich liebevoll 'Honey' oder 'Sweetheart' nannten, springen mir die VONs in allen Zeitungen und Zeitschriften entgegen. Immer mit viel Bedeutung und Wichtigkeit gepaart.
Vorallem wenn es um das Berliner Gesellschaftsleben geht, über welches ja neuerdings in jeder Zeitschrift im Flugzeug zu lesen steht, hat das 'von' wieder Hochkonjunktur.

Aber auch bei viel alltäglicheren Dingen drängt das kleine Wort nach vorne, will gehört und gelesen werden.
Neulich war ich bei meinem Zahnarzt in Moabit, dem ich schon 20 Jahre die Treue halte.
Mit mir im Wartezimmer saß ein gut gekleideter junger Herr im dunklen Anzug mit Hornbrille, die FAZ studierend.
Ich war beschäftigt mit meiner Versichertenkarte und mit meiner Angst vor der Behandlung.
Die Sprechstundenhilfe näherte sich und rief in den Raum: "Freiherr von L....... !"
Das riß mich aus meiner Beschäftigung mit mir selbst auf banalsten körperlichen Ebenen und gleichzeitig reagierte ich auf eben diesen... Meine Zähne sind noch fest, sonst wäre mir sicher in diesem Moment die Prothese aus dem Mund gefallen.
So fiel mir anstatt dessen die Kinnlade runter und ich schaute entgeistert dem Freiherrn direkt in die Augen.
Dieser faltete seine Zeitung, erhob sich und schritt maßvoll 'gen Behandlungszimmer, um sich vermutlich eine Goldkrone anpassen zu lassen.
Für den Rest des Tages, ja der Woche, litt ich unter Kopfschmerzen und Schlafstörungen.

Spätestens mit diesem Ereignis wurde mir immer deutlicher: Auch für mich ist es an der Zeit, meinem 'von' nachzuspüren, das mir so lange aus der Biographie gerutscht war.
Ich bekenne hiermit: Ich bin eine von Erlach! Ich hatte es vergessen, verdrängt, sträflich vernachlässigt, hatte mich mit meinem bürgerlichen Namen zufrieden gegeben.
Das soll ab heute anders sein! Ich fühle mich verpflichtet, von Gottes Gnaden. Und Gottes Gnade helfe mir, daß mein 'von' auch mir zu Ruhm und Ehre gereiche!