Guten Beschluss wünscht man in Franken zum Jahreswechsel.
Das wünsche ich allen meinen Lesern und Leserinnen und Alles Gute für 2013!
und eine tolle Party, so toll wie die in
PLAYTIME, F, 1967, von Jaques Tati
Die tollste Filmparty die ich kenne!
.
Montag, 31. Dezember 2012
Donnerstag, 20. Dezember 2012
Einmischung aus dem Inneren Berlins: Freiräume!!!
Dieser Artikel ist jetzt auch auf dem Debattenportal der Bundesstiftung Baukultur www.bkult.de zu finden. Beteiligen Sie sich an der Debatte!
Ich bin von ganzem Herzen Freiraumarchitektin und wenn mir etwas wirklich wichtig ist, dann ist es der Schutz, die Pflege und Gestaltung von physischen und geistigen Freiräumen.
Ich bin von ganzem Herzen Freiraumarchitektin und wenn mir etwas wirklich wichtig ist, dann ist es der Schutz, die Pflege und Gestaltung von physischen und geistigen Freiräumen.
Dafür ist mein Blog der sichtbare
Beweis – er ist mein gestaltgewordener geistiger Freiraum.
Freiräume sind, und das sage ich aus
meiner eigenen Lebenserfahrung, überlebenswichtig.
Sie lassen Raum für Nonkonformes, für
Rückzug, für Freiheit im Denken und Fühlen.
Sie geben den Blick frei, das Denken
und den Körper.
Nicht von ungefähr habe ich 1985 an
der TU Berlin das Studium der Landschaftsplanung aufgenommen und 1991
in eben dieser Stadt erfolgreich beendet, um dann in und für
Berlin als Freiraumarchitektin zu
arbeiten - damals im aufregenden Berlin nach dem Mauerfall, als die
Welt plötzlich groß und offen schien, als es soviele Fragen an
unendlich viele Berliner Stadtbrachen gab, die der Krieg und der
kalte Krieg, mit Berlin als Frontstadt, hinterlassen hatten.
Seither ist eine lange Zeit vergangen.
Fast 30 Jahre kenne ich Berlin als
spröde Schönheit und sehe die Stadt sich wandeln.
Es ist meine geistige und pyhsische
Heimat seit dieser Zeit. Berlin stand immer für Freiräume, für
Raum zum Experimentieren, für das Unfertige. Und Berlin verändert
sich seither stetig.
Wandel heißt Anpassung – das
ist ein Spruch aus der Evolutionstheorie.
Er gilt mit Sicherheit, erstreckt sich
allerdings über Jahrmillionen und beinhaltet unseren Wandel als
Spezies Mensch. Für mich, die ich seit fast einem halben Jahrhundet
Lebenserfahrung als lebendiges biologisches und kulturelles Wesen
sammle, ist der Wandel Berlins mittlerweile bedrohlich.
Berlin verliert seine Textur und seine
Freiräume. Berlin verliert seinen Himmel und seine Blickachsen. Nach
und nach geht Luftraum und realer Freiraum an umbaute Flächen
verloren.
Diese Räume, von denen ich spreche,
waren recht häufig Brachen, gar nicht unbedingt im klassischen Sinne
nutzbar, aber eben da, als Blickfreigeber im Gewebe der Stadt.
Sie gehen verloren, bedrohlich schnell
und vermutlich noch schneller, jetzt nachdem klar wurde, dass Berlin
auf prognostizierte ca. 3,7 Millionen anwachsen soll.
Wie schön für die Vitalität dieser
Stadt diese Nachricht doch eigentlich ist! - und wie gefährlich
möglicherweise für eine Flächenstadt, die an topographischen
Ereignissen und natürlichen Strukturelementen arm ist!
Man könnte Berlin jetzt immer weiter
zumetern mit Häusern, jedes freie Grundstück nutzen, überall ein
Haus hinstellen. So war das schon einmal, Ende des 19. Jahrhunderts,
als Berlin sogenannte Mietskasernenstadt war.
Das steinerne Berlin titelte
1930 eindrücklich das Buch von Werner Hegemann. Es war eines der
ersten Bücher, worüber ich in meinem Studium zur Berliner
Stadtentwicklung referierte. Es kommt mir dieser Tage traurig wieder
in den Sinn.
Sogar entlang der
Parade-S-Bahn-Strecke, die so wunderbar den Blick freigab auf das
Regierungsviertel mit Reichstag, Kanzleramt und den Tiergarten werden
jetzt die Häuser hochgemetert.
Überall, wo ich dieser Tage langgehe,
steht plötzlich in der Blickachse ein Haus.
Keine Großstadt die ich kenne ist so
flächig wie Berlin und so arm an strukturgebender natürlicher
Topographie.
New York ist zu jeder Seite begrenzt
von Wasser, Manhatten ist dadurch extrem überschaubar. Nach einem
Fußmarsch kommt der Hudson, an jeder Seite;
San Francisco lebt von der Topographie,
der East Bay und dem Pazifik;
Montreal lebt vom Mount Royal und dem
Sankt-Lorenz-Strom;
London ist viel weniger flächig und
kleinstruktürlicher; Barcelona hat das Meer und die Berge als große
strukturgebende Elemente – es ließen sich noch viele Beispiele
anführen.
Moskau ist, nach allem was ich weiß,
leider ein trauriges Beispiel für den unbedachten,
unwiederbringlichen Verlust von innerstädtischen Freiräumen.
Jede Stadt hat ihre Textur und ihren
Rhythmus und ich bin überzeugt, dass es gut und wichtig ist, auf
diesen Rhythmus “zu hören”.
Der zweite Weltkrieg war in jeder
Hinsicht eine Katastrophe, an dessen Ende Berlin geteilt war und die
Stadt zerstört. Daraus ist das heutige, offenwundige Berlin
geworden; ein Freiluftmuseum der jüngeren europäischen Geschichte,
die eben auch eine Geschichte von Freiräumen und Befreiung ist.
In diesem Sinn gehöre ich zu Berlin,
denn auch ich bin ein lebendiges Beispiel der andauernden geistigen
und physischen Befreiung, die die Bundesrepublik und Berlin zu dem
gemacht hat, was sie heute sind.
Als solche rufe ich alle, denen Berlin
am Herzen liegt, dazu auf, die Freiräume Berlins als
Wesenseigenheit zu betrachten und sich ihrer immensen Bedeutung
bewusst zu sein.
Was an gebauter Substanz erstmal steht,
das steht – und zwar für lange Zeit!
Himmel, zumal der Berliner Himmel, ist
ein großes Gut in einer Stadt. Er steht für Weitblick.
Es mag Luftraum sein, aber als solches
ist es eben auch Freiraum.
Ich möchte hier weiter leben können,
mit und neben den anderen 3 699 999 Menschen, in einer Stadt, die
weiter Raum lässt – in jeder Hinsicht.
Dezember 2012
“Stadt
braucht viele Orte, 'Orte des Nichtidentischen', 'Orte der Urbanen
Extase', Volksparks und Rummelplätze; städtische Bühnen genauso
wie Orte der Kontemplation und des Rückzugs.”
aus: Brönner,
Gröning (Hrsg.), GARTEN-FILM-LANDSCHAFT, Berlin, 2001
Eure und Ihre zahlreichen Kommentare veröffentliche ich gerne auf der Blogseite http://imdickichtberlins.blogspot.de/
(Wie jede Redaktion behalte ich mir dabei die redaktionelle Kürzung einzelner Lesermeinungen vor.)
Mit allen guten Wünschen!
Eure und Ihre
Ute Brönner
Freitag, 7. Dezember 2012
Mittwoch, 5. Dezember 2012
Feine Sache
Rolf Julius und Nina Canell
LAUTLOS
Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwartskunst
bis 21. April 2013
LAUTLOS
Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwartskunst
bis 21. April 2013