Freitag, 18. März 2011

Kunst als Seismograph!

Gestern abend war ich, obwohl noch gar nicht wieder richtig gesund, beim Künstlergespräch mit Valérie Favre und Gregor Jansen bei Barbara Thumm.
Ihre Bilder haben eine Lebendigkeit und mystische Durchdringung, die mich berührt.
Daher bin ich gegangen. Ich wollte sie erleben, wie sie zwischen ihren Bildern sitzend über ihre Bilder spricht.

Es war wohl ein inhaltlich gutes Gespräch und man erfuhr noch einiges, das nicht im Text von Gregor Jansen zur Ausstellung stand.
Und doch schien es mir irgendwie seltsam unlebendig, trotz aller Lebendigkeit von Valérie Favre, die ich am Abend der Eröffnung mehr gespürt hatte, als gestern.
Das Gespräch wirkte erstarrt.
Es war für mich auch Verzweiflung zu spüren.

Die Welt dreht sich jetzt schneller, nach dem großen Beben, die Erdmasse im Erdinnern ist neu konfiguriert. Japan ist um 2 Meter verschoben. 2 Kontinentalplatten haben sich ineinander verkantet. Ein Land in unendlicher Zerstörung und Leid. Und wir sind als Menschheit mitten in einer erneuten nuklearen Katastrophe.

Das Gespräch gestern setzte genau da an, wo die Ausstellungseröffnung am 26.Februar aufgehört hatte. Der selbe interne Referenzpunkt bei drastisch veränderten äußeren Koordinaten. Das erzeut Verziehung.

Erstarrt die Kunst vor dem was ist? Ist es eine übergangene Schockstarre, die ich da gestern erlebt habe?

Ich denke, es ist unsere Aufgabe als Künstler, seismographisch auf Welt zu reagieren.
Dies sind die großen mythologischen Themen der Menschheit. Das ist die Welt!
Kunst ist Erkenntnis über Weltgeschehen.

Mir fehlte ein einleitender Bezug, etwas, das zeigt, das das Beben auch hier angekommen ist, was es ja ganz zweifellos ist!!
Vielleicht wäre das Gespräch weniger starr geworden und ich hätte weniger das Gefühl gehabt, dass sich da jemand gerade ratlos um sich selbst dreht und nicht mit der Erde, nicht durchdringt zum großen Ganzen.
Das war umso befremdlicher, als ich Valérie Favres Bilder gerade wegen ihrer großen Durchdringung so schätze.
Vielleicht hätte man das Gespräch verlegen sollen. Vielleicht sind nicht die Zeiten, um "einfach so" über Malerei zu sprechen!