Der neue Messias scheint in die Welt gekommen zu sein...
das ist mir, bei aller Erleichterung über eine neue Führung in den USA, doch auch unheimlich.
Als Deutsche hat es mich befremdet, in den Videos zu sehen, wie die Menge dem President elect Obama in der Wahlnacht nachsprach, "Yes, we can".
Aber Ähnliches tun wir ja im Gottesdienst hier in Deutschland auch, kommt mir in den
Sinn. Und natürlich ist es begeisternd, mitanzusehen, wie Obama mit seinem Charisma und seinen Visionen einer besseren Welt die Menschen begeistert. Mich auch. Er ist ja auch wirklich gutaussehend.
Und Amerika ist eben nicht Deutschland.
Mit Obamas Wahl scheint die Heilung eines der großen Traumas der amerikanischen Geschichte, die Unterdrückung der Schwarzen, einen großen Schritt voranzugehen.
Wieso verdrängt Obama in Deutschland das schwere Busunglück aus den Nachrichten, welches es sogar in NPRNews in der Wahlnacht in die Nachrichten schafft?
Das Mitfeiern in Amerika, der scheinbar naturgemäß emotionaleren Nation, fällt offenbar leichter.
Ich meine damit nicht Sensationsjournalismus vor Ort, mit tausend Brennpunktsendungen. Ich meine angemessene Trauer um die Toten auch der eigenen Nation.
Das zieht sich für mich wie ein roter Faden durch die deutsche Geschichte nach 1914 (ohne damit in eine reaktionäre Ecke rutschen zu wollen, im Gegenteil!) - auch die meiner eigenen Familie (Opfer des Nationalsozialismus, sowie Kriegsgefallene und -opfer gleichermaßen).
Warum gibt es keine deutschlandweite Schweigeminute für die/den deutschen Gefallenen in Afghanistan?
Frau Merkel, mir fehlt Ihre Kondolation an die Opfer des Busunglücks, Herr Tiefensee reicht nicht! (Oder habe ich was nicht mitgekriegt?)
"All that stuck grief!", sagte eine amerikanische Körpertherapeutin, die in Berlin vor wenigen Tagen zu Besuch war und drückt genau das aus, was auch ich erlebte am eigenen Körper, als ich nach Jahren in Kalifornien wieder nach Berlin zog.
Festsitzendes Brustbein für Monate. Immer wieder einmal erwischt mich diese Energie.