Sonntag, 29. März 2009
Vermittlungsleistung
aus: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 8.2.2009
Als ich Anfang Februar auf dem Rückflug von Florida in Washington im Flieger in Vorbereitung auf "Good old Germany" gleich die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung zu lesen begann, bleib mein Blick auf diesem Bild hängen.
Es rührte mich an, ich wusste aber nicht gleich wie, nur, dass es irgendwie mit dem floralen Element zwischen Angela Merkel und Joe Biden zu tun hatte.
Am Ende des Fluges hatte es noch soviel mit mir zu tun, dass ich den Zeitungsausschnitt mit nach Hause nahm und ihn im meinem Studio an die Wand pinnte.
Vor ein paar Tagen hatte ich Gäste und das Gespräch kam auf meinen Beruf der Landschaftsarchitektin, den ich einige Jahre gerne und mit Erfolg ausgeübt habe und der mich immer noch sehr interessiert.
Ich sprach meinen Gästen gegenüber davon, dass dieser Beruf für mich der Inbegriff einer integrativen Tätigkeit sei: Im Stadtgefüge, oder wo auch immer, zwischen den vielen Architektursolitären zu vermitteln, sie miteinander in Beziehung zu setzen und dabei gleichzeitig etwas Eigenständiges zu gestalten, mit einer Funktion im urbanen Gefüge.
Plötzlich wusste ich, was mich an dem Bild von Joe Biden und Angela Merkel angerührt hatte.
Es war dieses irgendwie archaische Stück Landschaft zwischen den beiden, das da steht, damit der Tisch nicht so leer ist und es etwas Verbindendes gibt. Grün beruhigt ja bekanntlich auch.
Für mich ist es wie eine seltsame Zusammenfassung dieses Berufes - ein vermittelndes Element, das aber auch gleichzeitig was sehr Eigenständiges ist.
Sicher hätte es dafür rein floristisch gesehen bessere Varianten gegeben: aber wie bei jedem Entwurfsprozess gibt es eben mehr als eine Lösung zum gleichen Thema.